Björn Jockwig

Wenn das Herz zu schwach
zum Schlagen ist

Patientengeschichten

Ein Spenderorgan war die einzige Chance für Björn

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Mit 25 Jahren hat Björn Jockwig erste Symptome für eine Herzmuskelschwäche. Vorübergehend bekommt er einen Defibrillator implantiert, doch das reicht nicht aus. Björn Jockwig braucht dringend ein neues Herz.

Heute ist Björn Jockwig 33 Jahre alt und das scheint wie ein Wunder, wenn man auf seine Geschichte blickt. Vor nunmehr acht Jahren begann sein Herz immer schwächer zu werden. Der junge Mann litt an einer so genannten „Dilatativen Kardiomyopathie“ (DCM), die mit einer deutlichen Einschränkung der Pumpfunktion des Herzens einhergeht. „Ich hatte Atemnot und fühlte mich so schwach, dass ich nicht einmal mehr Treppen steigen konnte“, erinnert sich Björn Jockwig. Zuletzt hatte diese Leistungsminderung des Herzens lebensbedrohliche Ausmaße erreicht. Im Heimatkrankenhaus wurde ihm 2011 zunächst ein Defibrillator implantiert, um die Rhythmusstörungen seines schwerkranken Herzens zu behandeln. Aufgrund der erheblichen Einschränkung seiner Herzleistung wird der Patient am 23. November 2011 in einer Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum, im Bad Oeynhausener Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen, stationär aufgenommen.

Bereits wenige Wochen später ist der junge Mann zur Herztransplantation bei Eurotransplant Leiden angemeldet. Sein Zustand ist zu diesem Zeitpunkt schon so dramatisch, dass er Ende Dezember 2011 in der Transplantationsdringlichkeit in den HU-Status – „high urgency“ – hochgestuft werden muss. Leider stand jedoch kein geeignetes Spenderherz zur Verfügung. Im März 2012 erhält Björn Jockwig deshalb ein Herzunterstützungssystem mit dem Namen „HeartWare“, um die Wartezeit auf ein Spenderherz zu überbrücken. „Meine Frau und ich wurden damals in der Benutzung dieses speziellen Antriebssystems geschult“, erklärt Björn Jockwig. „Wir mussten ja wissen, wie das künstliche Herz funktioniert.“ Zudem lernte der Patient seine Gerinnungswerte im Blut anhand eines speziellen Gerätes selbst zu bestimmen und auszurechnen, wie viel blutverdünnende Medikamente er einnehmen musste. „Zeitweise konnte unser Patient mit dem System nach Hause entlassen werden“, erklärt Prof. Dr. Jan Gummert, Direktor der Klinik für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie im Herz- und Diabeteszentrum NRW. „In dieser Zeit wurde er über unser Zentrum von Spezialpflegefachkräften ambulant und stationär weiterbetreut. Diese Koordinatoren kennen sich mit allen eingesetzten Systemen zur mechanischen Kreislaufunterstützung (auch: VAD-Systeme = Ventricular Assist Devices) sehr gut aus und sind rund um die Uhr erreichbar.“

Im Juni 2014 – zweieinhalb Jahre nach seiner ersten Anmeldung bei Eurotransplant – kann endlich ein passendes Spenderorgan vermittelt werden. Die Herztransplantation einschließlich der kardiologischen und intensivmedizinischen Betreuung auf einer Spezialpflegestation erfolgte ohne Komplikationen. Heute befindet sich Björn in der regelmäßigen Überwachung und Nachsorge durch seinen Hausarzt und die Herztransplantationsambulanz der Universitätsklinik. Björn Jockwig ist verheiratet und hat eine Vollzeit-Berufstätigkeit wieder aufgenommen. In seiner Freizeit spielt er Trompete und engagiert sich aktiv in einem Spielmannszug in seiner Heimatregion, dem Teutoburger Wald.

Gute Chancen auf ein neues Leben – dank Harald und Frieda

„Der Patient wird zwar lebenslang auf Medikamente, die seine Abstoßungsreaktionen minimieren, sogenannte Immunsuppressiva, angewiesen sein“, erklärt Prof. Gummert, „doch seine Lebenserwartung ist vielversprechend. Laut Statistik beträgt diese zehn Jahre nach der Herztransplantation etwa 50 bis 60 Prozent. Wir empfehlen eine regelmäßige Nachsorge durch ein erfahrenes Zentrum und legen großen Wert auf Schulungen zum Selbstmanagement durch spezialisierte Pflegekräfte.“

Dass Björn Jockwig ein durchaus optimistischer und kreativer Patient ist, steht außer Frage. Er hat seinem Herzunterstützungssystem und seinem neuen Herzen Namen gegeben. Das Kunstherz hieß „Harald“, das Spenderherz heißt „Frieda“. „Das hört sich vielleicht witzig an“, so Björn Jockwig, „aber diese Namen haben mir aus psychologischer Sicht sehr dabei geholfen, die notwendige umfassende Medizintechnik zu akzeptieren und meine lebensbedrohliche Erkrankung zu verarbeiten.“