Fynn Björn Aasmann

So groß
wie eine Hand

Patientengeschichten

Fynn kam zu früh zur Welt und eigentlich zu klein zum Überleben

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Der dreijährige Fynn Björn Aasmann kam als Frühchen zur Welt. Er wurde in der 26. Schwangerschaftswoche via Kaiserschnitt geboren. Sein Zustand war sehr kritisch, doch die Experten des Universitätsklinikums Münster halfen dem kleinen Jungen zu überleben.

Noch vor zehn Jahren wären die Chancen für Kinder wie Fynn deutlich geringer gewesen. Der kleine Junge musste am 3. Juli 2013 mit einem Notkaiserschnitt in der 26. Schwangerschaftswoche entbunden werden. Zuvor war Fynns Mutter ins Universitätsklinikum Münster eingewiesen worden: Der Grund war eine schwere Präeklampsie, eine Schwangerschaftsvergiftung, die mit einer schwerwiegenden Komplikation (HELLP-Syndrom) einherging. Das äußerte sich in starken Durchblutungsstörungen mit Leberfunktionsänderungen bei der Mutter und erheblicher Wachstumsverzögerung beim Kind. „Dennoch gelang eine Schwangerschaftsverlängerung von 13 Tagen, bis das Kind wegen akuten Durchblutungsproblemen mit entsprechenden CTG-Veränderungen geholt werden musste“, erklärt Dr. Ralf Schmitz, Leiter der Pränatalmedizin der UKM Geburtshilfe. 13 Tage nach der Einlieferung konnten die Ärzte nicht mehr warten: „Wir hatten keine andere Wahl, als das Kind zu entbinden“, erklärt Dr. Isabell Hörnig-Franz, Oberärztin auf der Früh- und Neugeborenen-Station. Die Entscheidung zum Kaiserschnitt erfolgte gemeinsam mit den Eltern und den Neonatologen.

Fynn war schon damals deutlich unterentwickelt, er kam mit einem Geburtsgewicht von nur 350 Gramm zur Welt – normalerweise wiegen Babys in der 25. Schwangerschaftswoche bereits 750 Gramm. Der kleine Junge allerdings war gerade einmal so groß wie eine Hand. „Emotional war das eine schwere Zeit, immer wieder Berg- und Talfahrten, Schläuche, Kabel, Monitore, Beatmungsgeräte, viele Geräusche, medizinische Fachbegriffe, die wir nicht kannten, kein Tag wie der andere, keine Stunde wie die andere“, erinnert sich Sandy Aasmann. „Wir haben um jedes Gramm Gewicht gekämpft.“

Zahlreiche Komplikationen

„Fynn hatte ein schweres Atemnotsyndrom“, so Dr. Hörnig-Franz, Neonatologin und Oberärztin der Früh- und Neugeborenen Station des Universitätsklinikums Münster. „Wir mussten das Baby über mehr als drei Monate beatmen bzw. seine Atmung unterstützen. Mehr als sechs Monate bekam er Sauerstoff und er entwickelte eine bronchopulmonale Dysplasie (BPD).“ Zeitweise benötigte Fynn eine medikamentöse Kreislaufunterstützung. Aufgrund einer frühgeburtlich bedingten Insulinresistenz hatte er  hohe Blutzuckerwerte und er brauchte Insulin. Als weitere Komplikation entwickelte er zudem eine Frühgeborenenretinopathie, eine Schädigung der Netzhaut, die eine Lasertherapie an beiden Augen erforderlich machte. Aufgrund ausgeprägter Leistenbrüche musste Fynn zusätzlich operiert werden. In der Folge zeigte er eine deutliche Entwicklungsverzögerung sowie eine Ess- und Fütterstörung. „Es war schwer erträglich, zu sehen, was Fynn alles durchstehen musste“, so Sandy Aasmann. „Ohne das Fachwissen zahlreicher Experten der Neonatologie, der Augenklinik, der Pädiatrie, der Kinderchirurgie, der Pädaudiologie, der Pflege und ohne die entsprechende Ausstattung vor Ort, hätte Fynn nicht überlebt“, ist sich Fynns Mutter sicher. Unterstützt wurde die Familie zusätzlich von Seelsorgern und Sozialarbeitern.

Fynn hat eine Zukunft

Irgendwann ging es bergauf: Fynn nahm langsam zu. „Es war ein Fest, als endlich nach über acht Wochen die 1.000 Gramm geknackt wurden“, erinnert sich Fynns Mutter. Bis November 2013 wurde Baby Fynn stationär in der Uniklinik behandelt. Am 13. November 2013 wurde der kleine Junge nach 19 Wochen mit einem Gewicht von 2.875 Gramm entlassen. Das Gewicht von etwa 3.500 Gramm, wie es bei reifgeborenen Kindern nach 40 Wochen der Regelfall ist, erreichte Fynn im Alter von ca. 6 Monaten.

Zur Entlassung wurde der Familie ein Nachsorgekonzept angeboten, sodass eine Betreuung zu Hause in den ersten Wochen erfolgen konnte. Das war nötig, weil Fynn noch Sauerstoff bekommen musste. Danach fanden regelmäßige ambulante Vorstellungen in der Frühgeborenensprechstunde, in der kinderchirurgischen Ambulanz sowie in der Pädaudiologie statt.

Heute ist Fynn ein aufgeweckter kleiner und zarter Junge. Um seine Entwicklungsverzögerung zu verringern, bekommt er regelmäßig Unterstützung durch Physio- und Ergotherapeuten sowie Logopäden und muss regelmäßig zu verschiedenen Fachärzten in das Universitätsklinikum Münster. Er geht zu einer Tagesmutter und lernt viel in der kleinen Kindergruppe. „Fynn wird sicherlich nicht seine komplette Entwicklung in allen Bereichen aufholen“, sagt Sandy Aasmann. „Wir sind uns aber sicher, dass er ein eigenständiges Leben führen kann.“