Sonja Wagner

Zunächst brach
eine Welt zusammen

Patientengeschichten

Sonja Wagner schöpft nach metastasierendem Brustkrebs wieder Hoffnung

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Im Alter von 36 Jahren bekam Sonja Wagner die Diagnose Brustkrebs. Bei den folgenden Untersuchungen stellte sich heraus, dass der Krebs in die Leber gestreut hatte. Die Prognosen für die Mutter eines damals zweijährigen Kindes waren zunächst schlecht.

2012 entdeckte Sonja Wagner eine Verhärtung in der rechten Brust. „Es fühlte sich nicht an wie ein Knoten, sondern eher wie eine flächige feste Stelle“, so die heute 40-Jährige. Sie ging sofort zu ihrer niedergelassenen Gynäkologin, die einen Ultraschall der Brust machte. „Danach wurde ich direkt in die Radiologie überwiesen“, erinnert sich Sonja Wagner. „Dort folgte ein weiterer Ultraschall und eine Mammographie.“ Zunächst lautete der Verdacht auf Kalkablagerungen in der Brust. Eine Stanzbiopsie des betroffenen Gewebes brachte dann allerdings die traurige Gewissheit, alle fünf entnommenen Proben der rechten Brust waren mit Tumorzellen befallen. Sonja Wagner wurde in das Brustzentrum des Klinikums der Ludwig Maximilians Universität in München (LMU) überwiesen. Dort fertigten die Experten eine Computertomographie (CT) und ein sogenanntes Knochenszintigramm an, um herauszufinden, ob der Krebs gestreut hatte. Tatsächlich ergaben die Untersuchungsergebnisse unzählige Metastasen in der Leber. „Für mich ist zu diesem Zeitpunkt eine Welt zusammengebrochen“, erinnert sich Sonja Wagner. „Mein kleiner Sohn war damals zwei Jahre alt und ich in der Verantwortung.“ Aufgrund der Aggressivität ihres Tumors, der bereits 8 Zentimeter groß war, entschieden sich die Experten um Prof. Dr. Nadia Harbeck, Leiterin des Brustzentrums und der Onkologischen Tagesklinik der Frauenklinik der Universität München, für eine Chemotherapie vor der Operation.  Sonja Wagner bekam 18-mal Chemotherapien im Wochenrhythmus. Bereits nach der 12. Gabe der Medikamente war der Tumor in der Brust nicht mehr diagnostizierbar. Auch die Metastasen in der Leber waren inaktiv geworden. Trotzdem blieb das Risiko, dass der Krebs zurückkommt und sogenannte Rezidive bildet. Eine Operation war unumgänglich. Sonja Wagners Brust wurde vollständig entfernt, ebenso wie die Eierstöcke. Die junge Frau bekam im Rahmen eines Brustaufbaus ein Implantat, das lebenslang in der Brust verbleiben kann.

Krankheit stabilisieren

Um die Leber bestmöglich zu regenerieren, wollte Sonja Wagner ihre Ernährung zusätzlich komplett umstellen. Ein halbes Jahr lang hat sie auf Fett und Zucker verzichtet – mit Erfolg. Die durch die Metastasen bedingten Vernarbungen in der Leber waren im Anschluss kaum noch nachweisbar. Trotzdem blieb das Risiko. „Nach einem Kontroll-CT vor drei Jahren wurde festgestellt, dass einer der Lymphknoten in meiner rechten Achsel vergrößert war“, so Sonja Wagner. Wieder nahm die Unsicherheit zu. „Wir haben uns dann dazu entschieden, Frau Wagner in eine Medikamentenstudie einzuschließen, um ihr eine innovative Therapie zukommen zu lassen“, so Prof. Dr. Nadia Harbeck. „Die Fortschritte in der Diagnostik und Therapie des Mammakarzinoms verdanken wir zum größten Teil den im Rahmen solcher Studien gewonnenen Forschungsergebnisse. Die Patienten wiederum profitieren von neuen Medikamenten und einer engmaschigen Untersuchung.“ Sonja Wagner erhält als Teilnehmerin der KAMILLA-Studie eine Chemotherapie gekoppelt an den Antikörper T-DM1. „Diese sehr zielgerichtete Medikation wirkt hauptsächlich auf die Krebszellen und zeichnet sich durch geringe Nebenwirkungen aus“, erklärt Oberärztin Dr. Rachel Würstlein vom Brustzentrum der LMU. „Sonja Wagner verträgt das Medikament so gut und bekommt es bis heute, um ihre Erkrankung zu stabilisieren.“

Inzwischen wurde das Medikament für den europäischen Markt zugelassen.

Sonja Wagner konnte aufgrund ihrer Erkrankung lange nicht arbeiten gehen und erhält eine Erwerbsminderungsrente. Da es ihr mittlerweile aber wieder deutlich besser geht,  arbeitet sie in Teilzeit im Vertrieb bei ihrem alten Arbeitgeber. Regelmäßig besucht sie das Universitätsklinikum im Rahmen der Studie, aber auch für Kontrolluntersuchungen. Ihr kleiner Sohn ist nun sechs Jahre alt und wird 2017 eingeschult.