Christian Ehrenbruch

Jeder Atemzug
ein Kampf

Patientengeschichten

Christian Ehrenbruch leidet seit frühester Kindheit an Mukoviszidose

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Schon als Kind fingen die Probleme an. Christian Ehrenbruch litt begleitet von zahlreichen Erkältungen an zähflüssigem Schleim, der die Atemwege und die Lunge belegte. Nach jahrelangem Kampf wurde ihm an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) zunächst mit Therapien, dann mit der Transplantation eines Spenderorgans geholfen.

Ein nicht enden wollender Husten, kraftzehrende Erkältungen und zähflüssiger Schleim auf der Lunge – bereits als Kind litt der heute 35-jährige Christian Ehrenbruch unter den Auswirkungen der Mukoviszidose, einer genetisch bedingen Stoffwechselerkrankung. Bei Patienten mit dieser Diagnose sind bestimmte Gene verändert, die für die Produktion von Körpersekreten verantwortlich sind. Im Ergebnis sind die Sekrete sehr viel zäher als normal, was unter anderem Atemprobleme mit sich bringt. „Meine Mutter musste damals ständig meinen Oberkörper abklopfen, um den Schleim zu lösen“, erinnert sich Christian Ehrenbruch. „Ich nahm kein Körpergewicht zu, musste aber trotzdem streng auf die Ernährung achten und beispielsweise bestimmte Speisen meiden, die wiederum einen negativen Einfluss auf die Schleimproduktion gehabt hätten.“ Bis 1988 war es ein ständiges Auf und Ab. Dann erlernte Christian die autogene Drainage – eine Atemtechnik zur Lösung des zähflüssigen Schleims in der Lunge. Zeitgleich mussten Enzyme der Bauchspeicheldrüse durch Tabletten ersetzt werden, damit dass Fett im Körper verarbeitet werden konnte. „Ab da ging es erstmals bergauf“, so Christian Ehrenbruch. Er nahm an Gewicht zu, das Atmen fiel ihm leichter. 1992 folgte ein erneuter Tiefschlag, in der Lunge des Teenagers siedelten sich schwierig zu behandelnde Bakterien an, die auch in den Folgejahren immer wieder auftraten. Die einzige Chance bestand in einer viermal pro Jahr notwendigen Antibiotikatherapie als Infusionen über 2 Wochen.

1994 wurde Christian erstmals in die Kinderklinik der MHH überwiesen. Dort folgte ein erster längerer Krankenhausaufenthalt. Zwei Wochen blieb Christian für eine in Antibiotikatherapie per Infusion in stationärer Behandlung. Neben der Behandlung heimatnah wurde er fortan mindestens einmal im Jahr in Hannover versorgt. Nach dem Abitur im Jahr 2001 zog Christian Ehrenbruch nach Hannover um und fing dort eine Ausbildung an. Seitdem fand die Behandlung ausschließlich an der Mukoviszidose-Ambulanz der Klinik für Pneumologie der MHH statt. Bis 2006 war der junge Mann weitgehend stabil, konnte sogar noch Sport machen. Doch plötzlich reduzierte sich seine körperliche Belastbarkeit. „Der Therapieaufwand erhöhte sich dadurch sehr“, erinnert sich Christian. „Plötzlich musste ich meinen Alltag wieder an den notwendigen Behandlungen ausrichten.“ Bis 2013 verschlechterte sich Christians Zustand trotz therapeutischer Unterstützung. „Seine Lungenwerte wurden sehr schlecht“, erinnert sich Prof. Dr. Jens Gottlieb von der Klinik für Pneumologie. „ Ab 2011 haben wir mit dem Patienten ernsthaft über eine Lungentransplantation gesprochen und diese Möglichkeit ausführlich erörtert.“ Christian war inzwischen als Controller in einer Bank tätig. Sein Gesundheitszustand machte allerdings eine Reduzierung der Arbeitszeit notwendig. Im Sommer 2013 konnte er nur noch 50 Prozent arbeiten. „Im Dezember 2013 entschieden wir uns gemeinsam mit Christian Ehrenbruch und in Anbetracht der schweren Schädigungen der Lunge für eine Transplantation“, so Prof. Gottlieb. „Ab 28. Januar 2014 wurden die Untersuchungsbefunde und Daten für Eurotransplant gesammelt und am 12. Februar kam die Benachrichtigung, dass die Listung erfolgt ist.“ Plötzlich ging alles sehr schnell. „Schon am 26. März um 0.05 Uhr kam der Anruf aus der MHH, dass ein geeignetes Organ zur Verfügung steht“, erinnert sich Christian Ehrenbruch. „Um 15.00 Uhr wurde ich in den Operationssaal geschoben.“ Sechs Stunden operierten die Mediziner um Dr. Murat Avsar. Am 28. März – genau an seinem Geburtstag – kam Christian von der Intensivstation auf die Zwischen-Intensiv-Station. Sechs Wochen später ging er in die Reha. Das erste Jahr nach der Transplantation war nicht komplikationslos, „aber das ist es ja nie“, sagt er selbst.

Heute ist Christian Ehrenbruch wieder zu 60 Prozent berufstätig. Er macht viel Sport; fährt Rennrad, läuft und besucht das Fitness-Studio. „Ich fühle mich gut und genieße meine neue Lebensqualität, ohne dass jeder Atemzug ein Kampf ist“, so Ehrenbruch.

Um zu vermeiden, dass sein Körper das Organ abstößt, wird sein Immunsystem medikamentös gedämpft. Trotzdem lebt er heute wieder einen „normalen“ Alltag gemeinsam mit seiner Ehefrau Frauke.