Krisenresilienz im
Gesundheitswesen

Veränderte sicherheitspolitische Lage in Europa

Universitätsklinika sichern Deutschlands medizinische Handlungsfähigkeit – in jeder Lage

Die sicherheitspolitische Lage in Europa hat sich grundlegend verändert. Mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ist das Risiko eines Bündnis- oder Verteidigungsfalls für Deutschland gestiegen. Damit wächst auch der Druck auf das Gesundheitswesen, sich auf neuartige Krisenszenarien vorzubereiten.

Ein möglicher Verteidigungs- oder Bündnisfall stellt das Gesundheitssystem vor neue Herausforderungen:

  • gleichzeitige Versorgung von Verletzten, Geflüchteten und Zivilbevölkerung
  • ungewohnte Verletzungsmuster, z. B. Explosions- und Schussverletzungen
  • stark schwankende, evtl. hohe Patientenzahlen
  • Engpässe bei Personal, Transportwegen, Arzneimitteln und kritischen Materialien

Die bisherigen Konzepte von Krankenhausalarm- und Einsatzplänen können diese neuen Herausforderungen nicht vollständig abdecken. Notwendig sind klare gesetzliche Vorgaben, abgestimmte nationale Koordinierungsstrukturen sowie moderne digitale Lösungen zur Vernetzung aller beteiligten Akteure.

Zudem muss sich die Gesundheitsversorgung auf eine langfristige Aufrechterhaltung der Versorgung unter Krisenbedingungen vorbereiten: mit robusten Lieferketten, verlässlichen Reservekapazitäten, flexiblem Personal, sicherer Energie- und IT-Infrastruktur, den Schutz kritischer Infrastruktur.

Die Universitätsklinika spielen eine wichtige Rolle für die medizinische Resilienz in Deutschland. Ihre Verbindung von Versorgung, Forschung, Lehre sowie ihrer übergeordneten Koordinierungsfunktion ermöglicht es, in besonderen Lagen vielfältige Kompetenzen einzubringen.

Schon heute bereiten sich Universitätsklinika aktiv auf mögliche Krisenszenarien vor – häufig in enger Kooperation mit Bundeswehrkrankenhäusern, BG Kliniken und Landesbehörden.

Universitätsklinika als zentrale Koordinierungsstellen – Positionierung des VUD

Die Krankenhausreform weist Universitätsklinika schon heute die Funktion übergeordneter Koordinierungszentren zu. Diese Rolle sollte im geplanten Gesundheitssicherstellungsgesetz (GeSiG) konsequent ausgebaut werden – u. a. durch:

  • eindeutige Zuständigkeiten im Bündnis- oder Verteidigungsfall
  • rechtssichere Anwendung von Triage- und Katastrophenmedizin
  • eine Echtzeit-Datenplattform für Kapazitäten, Ressourcen etc.
  • klare Entlastungsmaßnahmen bei Dokumentations- und Meldepflichten
  • gezielte Investitionen Krankenhäuser kritischer Infrastruktur wie BG Kliniken und Universitätsklinika

 

Resilienz, Sicherheit und Ökonomie – Verantwortung in Zeiten des Wandels, Pressemitteilungen, 27.11.2025

Sondervermögen auf Krankenhäuser mit kritischer Infrastruktur konzentrieren, Gemeinsame Pressemitteilung des VUD, der BG-Kliniken und der AKG, Pressemitteilungen, 05.03.2025

Diskussion "Resilienz in Krisenzeiten: Strategien für die Gesundheitsversorgung", Aufzeichnung des Tages der Hochschulmedizin 2025
 

Universitätsklinikum Ulm

Uniklinikum trifft Wehrmedizin – ein bundesweit einzigartiges Kooperationsmodell

In Ulm arbeiten das Universitätsklinikum und das Bundeswehrkrankenhaus seit vielen Jahren eng verzahnt zusammen. Besonders hervorzuheben sind:

  • Rotationsprogramm für Assistenzärztinnen und -ärzte
    • wechselseitige 6-Monats-Einsätze
    • Weiterbildung in seltenen, komplexen Verletzungsmustern
  • Gemeinsame Forschungsprojekte zur Geweberegeneration
  • Optimierte Behandlungsprotokolle für militärische und zivile Traumapatienten
  • Erprobte Kommunikation und Einsatzplanung für gemeinsame Krisenszenarien

Dieses Modell steigert nicht nur die Behandlungsqualität im Alltag, sondern schafft wertvolle Kompetenzen für Krisenszenarien.

Universitätsklinikum Frankfurt / Hessen

Koordinierungssmodell für medizinische Versorgung in Krisenzeiten

Das Land Hessen hat während der Corona-Pandemie den Planungsstab „Stationäre Versorgung“ aufgebaut - ein klar strukturierter, jederzeit handlungsfähiger Steuerungsmechanismus für die akut- und notfallmedizinische Versorgung.

  • Sechs koordinierende Krankenhäuser (u. a. das Universitätsklinikum Frankfurt) übernehmen die überregionale Steuerung in ihren Versorgungsgebieten.
  • Sektorenübergreifende Zusammenarbeit: Rettungsdienst, Gesundheitsamt, KV, Ärztekammer, Kostenträger, Landesbehörden.
  • Laufende Echtzeit-Datenanalyse zu Kapazitäten, Bedarf und Ressourcen.
  • Verlässliche Kommunikation & Krisenlogistik zwischen allen Kliniken des Landes.
  • Föderale Vernetzung, u. a. mit den Nachbarbundesländern und dem Bund.