Pascal

Den Krebs
besiegt

Patientengeschichten

Kombinierte Tumortherapie mit Schwerionen für ein neues Leben

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Pascal erkrankte als kleiner Junge im Alter von 6 Jahren an Krebs, genauer gesagt an einem Chondrosarkom, einem bösartigen Knochentumor, dessen Zellen Knorpel-, aber keine Knochensubstanz bilden. Nach der ersten erfolgreichen Behandlung kehrte der Tumor zurück. Die Experten des Universitätsklinikums Heidelberg halfen ihm mit einer innovativen Strahlentherapie.

Schon in sehr jungen Jahren erkrankte Pascal an Knochenkrebs. Zunächst war ein Tumor im Bereich der linken Nasenhaupthöhle und Kieferhöhle gewachsen, der im Jahr 2003 in einer Klinik für Kindermedizin in Stuttgart operativ entfernt werden konnte. Der Junge galt zunächst als geheilt. Dann die erneute Diagnose. Es hatte sich ein weiterer Tumor, ein sogenanntes Rezidiv, gebildet. „Das war ein Schock für mich und meine Eltern“, erinnert sich Pascal. Danach wurde er an das Universitätsklinikum Heidelberg überwiesen. Da die vorausgegangenen Operationen nicht ausgereicht hatten, um alle Krebszellen zu vernichten, entschieden sich die Ärzte um Prof. Jürgen Debus für eine kombinierte Strahlentherapie. Pascal war einer der ersten Patienten, für den eine sogenannte Schwerionenbestrahlung infrage kam.

Pilotprojekt versprach Hilfe

Gemeinsam mit dem GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung in Darmstadt hatten die Heidelberger Strahlenexperten dieses innovative Verfahren seit 1997 in die klinische Forschung überführt. Für das Pilotprojekt wurde der für Forschungszwecke vorgesehene Teilchenbeschleuniger des GSI Helmholtzzentrums für Schwerionenforschung um einen medizinischen Behandlungsplatz erweitert. Das GSI Helmholtzzentrum gehört zu den weltweit führenden Zentren für Schwerionenforschung, Beschleunigertechnik und die Entwicklung hochpräziser Bestrahlungsverfahren. Von 1997 bis 2008 wurden ca. 400 Patienten mit Chordomen und Chondrosarkomen der Schädelbasis und 50 Patienten mit adenoidzystischen Speicheldrüsentumoren der Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie des Universitätsklinikums Heidelberg mit Schwerionen bestrahlt. „Die Schwerionenbestrahlung am GSI Helmholtzzentrum in Darmstadt war auch für Pascal die einzige Chance auf Heilung“, erinnert sich Prof. Jürgen Debus.

Die Vorteile gegenüber einer herkömmlichen Bestrahlung sind groß. Schwerionenstrahlen können bösartige Knochentumore zerstören, die gegenüber einer normalen Bestrahlung unempfindlich sind. Die Schwerionen entfalten erst am Ende ihrer Reichweite – also genau im Tumor – ihr Dosismaximum, danach fällt die Dosis auf nahezu null ab. „Gesundes Gewebe, das hinter dem Tumor liegt, wird somit kaum belastet“, erklärt Prof Jürgen Debus. Durch die sehr exakte Bestrahlung kann die Dosis, und somit die Chance auf Zerstörung des Tumors, erhöht und die Nebenwirkungen gering gehalten werden. Ein großer Teil dieser Patienten, der an den mit einer konventionellen Bestrahlung kaum zu behandelnden bösartigen Tumoren litt, konnte mit der Schwerionentherapie geheilt werden. Die Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie verfügt damit über ein einzigartiges Know-how auf diesem Gebiet. Auch bei Pascal schlug die Bestrahlung an.

„Als Mensch behandelt werden“

„Es war eine belastende Zeit, nicht nur wegen des Krebses, auch weil ich für die Dauer der Behandlung in einem Hotel wohnen musste, weit weg von zu Hause, Schule und Freunden“, erinnert sich der heute 18-jährige Pascal. „Die dritte Klasse habe ich deswegen freiwillig wiederholt, um den verpassten Unterrichtsstoff aufzuholen.“ Es hat sich gelohnt: Pascal hat gerade sein Abitur gemacht. Er ist trotz seiner Vorerkrankung ein lebenslustiger, sportbegeisterter Mensch. Im nächsten Schritt wird er ein duales Studium der Wirtschaftsinformatik in Stuttgart beginnen und erfüllt sich damit seinen Berufswunsch, bei dem er den Kontakt zu Menschen mit Technik verbinden kann.

Pascal ist regelmäßig zur Nachkontrolle im Heidelberger Universitätsklinikum. „Das hat schon fast etwas Familiäres“, lacht Pascal. „Ich habe mich hier immer sehr gut aufgehoben gefühlt. Die Ärzte, Pfleger und Schwestern haben sich fürsorglich um mich gekümmert und mich immer als Mensch behandelt.“ Besonders wichtig war ihm, immer nachvollziehen zu können, in welchem Behandlungsstadium er sich befindet und wie die Prognosen aussehen. „Klarheit über den eigenen Zustand zu haben, nimmt einem auch die Angst“, so Pascal.

Zwar wird ihn lebenslang ein Restrisiko begleiten, jedoch gehen die Ärzte des Heidelberger Universitätsklinikums davon aus, dass der Tumor bekämpft ist, da insbesondere bei jungen Patienten das Risiko eines erneuten Rezidivs im niedrigen einstelligen Bereich liegt. Pascal lässt sich auch davon nicht verrückt machen und verbringt lieber den Abend mit seinen Freunden, powert sich beim Taek Wo Do, Wasserski oder Snowboarden aus und engagiert sich sozial in der Ferienbetreuung von 6- bis 14-jährigen Kindern und Jugendlichen. „Ich finde die Aktion des Verbandes der Universitätsklinika cool“, erklärt Pascal. „Auch weil ich hoffe, dass so noch mehr Menschen über die Wichtigkeit der Uniklinika erfahren.“